Francesco Gabriele: "Top 16 als Ziel für Teams auf Kompetitionsstufe"

27.03.2021 10:39

Francesco Gabriele: "Top 16 als Ziel für Teams auf Kompetitionsstufe"

Seit letztem Juli steht SFV-Trainer Francesco Gabriele als Sport Coordinator Nationalteams und rechte Hand von Nationalteam-Direktor Pierluigi Tami beim SFV in der Verantwortung. Gleichzeitig coacht der 44-Jährige auch das U-18 Nationalteam. "Als Trainer bleibe ich am Ball. Das ist wichtig für meine Funktion als Sportkoordinator" erklärt der gebürtige Italiener im Interview mit football.ch.

Als Trainer und Ausbildner hat sich Francesco Gabriele bereits vor seiner Tätigkeit beim SFV einen Namen gemacht: So war der Solothurner in den vergangenen Jahren Cheftrainer beim FC Baden, bei der AC Bellinzona, Lausanne, Wil und Wohlen. 2017 wurde er Nationaltrainer der U-19. Bereits im Vorfeld arbeitete Gabriele regelmässig und in verschiedenen Funktionen beim SFV. Der Inhaber der UEFA-Pro-Trainerlizenz zeichnet sich zudem seit letztem Sommer als Sport Coordinator Nationalteams verantwortlich. Damit unterstützt er Pierluigi Tami bei seiner Tätigkeit als Direktor der Nationalteams.

football.ch: Seit letztem Sommer sind Sie als Sport Coordinator verantwortlich. Sie sind aktuell daran, verschiedene Bereiche zu spezialisieren und voranzutreiben. Mit welchem Ziel?

Francesco Gabriele: Wir haben es uns zum Ziel gemacht, dass wir uns mit den U-Nationateams auf den Wettkampfstufen U17, U19 und U21 regelmässig für Endrunden qualifizieren. Diese internationalen Erfahrungen sind für unsere Spieler zum einen in ihrer fussballerischen Entwicklung enorm wichtig. Zum anderen bieten wir mit der Qualifikation zu Endrunden eine zusätzliche internationale Plattform. Um den hohen internationalen Ansprüchen unserer A-Nationalmannschaft gerecht zu werden, bedarf es Spieler mit internationalem Format. Die regelmässige Qualifikation für Endrunden mit unseren U-Nationalteams ist ein erster wichtiger Schritt und kommt dem UEFA-Ranking «Top 16» gleich.

football.ch: Wie gehen Sie vor? 

Francesco Gabriele: Meinen Aufgaben können in drei Bereich zusammengefasst werden: Wir fördern und fordern unser starkes Trainerteam mittels konstruktiv-kritischen Debatten, wir setzen auf ein ganzheitliches Scouting- und Monitoringkonzept und konzentrieren uns im weiteren auf innovative Projekte für einen starken SFV von Morgen.

football.ch: Was bedeutet dies im Bezug auf die Trainer der U-Teams?

Francesco Gabriele: Wir unterscheiden zwei Trainertypen, welche wir mit klaren Profile definiert haben. Dabei rückt die Spezialisierung in den Vordergrund. Wir sprechen von Competitor (Wettkampftrainer) und Selektor (Auswahltrainer). Der Competitor trainiert auf den Stufen U17, U19 und U21. Er richtet den Fokus auf das Team und die Qualifikation zur Endrunde. Beim Auswahltrainer hingegen steht vielmehr die Sichtung und die Unterstützung der Wettkampftrainer im Mittelpunkt. Ein Selektor ist nicht ausschliesslich auf sein Team fokussiert und kann auch Aufgaben innerhalb der Direktion «Nationalteams» oder direktionsübergreifend inne haben.

football.ch: Damit wären wir beim Scouting, das ebenfalls verfeinert werden soll. Wo setzen Sie an?

Francesco Gabriele: Der Schweizer Spieler ist ein rares aber „hochwertiges Gut“. Wir wollen unsere Ressourcen optimieren und damit starke und erfolgreiche Teams formen für die Top 16 jeder Altersstufe. Dies setzt voraus, dass wir alle selektierbaren Spieler für unsere Schweizer Nationalmannschaft kennen, diese noch intensiver beobachten und begleiten. Zum anderen ist es unser Ziel, dass wir allen selektierbaren Spielern die nötige Zeit gewähren, sich zu entwickeln, so dass Übertritt in ein Nationalteam jederzeit möglich ist. 

football.ch: Das bedeutet mehr Zeit für das Scouting, noch engere Zusammenarbeit mit den Klubs bei den U-Teams?

Francesco Gabriele: Der Erfolg unserer Nationalmannschaften ist eng verbunden mit der hervorragenden Arbeit unserer Klubs. Damit wir weiterhin die besten Spieler für unsere Nationalteams zur Verfügung haben, braucht es ein flächendeckendes Scouting-Netzwerk. Die Engmaschigkeit dieses Netzwerkes stellen wir mit einer noch engeren Zusammenarbeiten mit den Klubs sicher. Einen intensiveren Austausch mit den Klubs auf allen Ebenen führt dazu, dass wir die Spieler nachhaltiger beobachten und begleiten können. Wenn wir von Beobachtung und Begleitung der Spieler sprechen, gilt es mit dem dritten Aufgabenbereich, der Innovation, auch über den Tellerrand
hinauszuschauen. Wir sind im regelmässigen Austausch mit anderen Nationen und beobachten ihre Entwicklungen und Tendenzen.

football.ch: Ihre neue Aufgabe als Sport-Koordinator ist sehr umfassend und zeitintensiv. Gleichzeitig sind Sie noch Coach der U-18. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

Francesco Gabriele: Ich schätze mich glücklich, mein Leidenschaft täglich als «Beruf» ausleben zu können. Diese Doppelfunktion sehe ich als grosse Chance. Sie ermöglicht mir, meine Führungsaufgaben mit der Trainertätigkeit eng zu verbinden. Es ist mir unglaublich wichtig, dass ich bei der Unterstützung meines Trainerteams auf aktuelle Erfahrungswerte zurückgreifen kann. Von meinen Direktions- und Trainerkollegen erhalte ich grosse Unterstützung, was mir dabei hilft, meinen Balanceakt zu bewältigen.

   

(SFV)