Alexis Antunes Gomez: Das Warten auf die nächste Chance

21.03.2019 00:00

Alexis Antunes Gomez: Das Warten auf die nächste Chance

Alexis Antunes Gomez ist eines von vielen Fussballtalenten aus Genf – beim Servette FC versucht sich der U-19-Nationalspieler derzeit durchzusetzen. Das ist bei den Ambitionen des Leaders der Challenge League nicht immer einfach.

Was Fussball bedeuten kann in seiner ganzen Breite an Emotionen, das erfuhr Alexis Antunes Gomez am 15. September 2018 im Sechzehntelfinal des Helvetia Schweizer Cup. Der Servette FC, sein Verein, hatte den FC Luzern aus der Super League zu Gast, die Genfer führten zweimal, mussten zweimal den Ausgleich hinnehmen, ehe es beim Stand von 2:2 in die Verlängerung ging. Die Innerschweizer gingen dort in Führung, es wäre die Normalität gewesen, wenn nichts mehr passiert wäre in den verbleibenden Minuten. Doch dann kam Alexis Antunes und glich in der 117. Minute nochmals aus für den Servette FC, das Penaltyschiessen musste darüber entscheiden, wer eine Runde weiterkommt. Die Luzerner vergaben gleich den ersten Versuch, später scheiterte auch Daniel Follonier – und als Alexis Antunes als sechster Genfer Schütze anlief, da musste er treffen. Doch er vergab und das Abenteuer Cup war für den Leader der Challenge League beendet.

Grosse Konkurrenz in Genf

Antunes brauchte Trost, er ist erst 18 Jahre alt, er war für diesen Moment untröstlich. «Aber meine Teamkollegen haben mich aufgebaut und mir Mut zugesprochen», sagt er heute, da er an einem Punkt steht, an dem er nicht so genau weiss, wie es weitergehen wird mit ihm, mit dem Servette FC. Er hat die ersten vier Meisterschaftsspiele der Rückrunde von seinem Trainer Alain Geiger keine Nomination erhalten, er sieht sich viel Konkurrenz gegenüber, um die offensiven Plätze kämpfen Akteure mit weit mehr Erfahrung, Spieler wie Alexandre Alphonse, Sébastien Wüthrich, Daniel Follonier, Thimothé Cognat, Kwadwo Duah, Koro Koné oder Alex Schalk.

«Ich habe viele Möglichkeiten», sagt denn auch Trainer Alain Geiger. Servette ist ambitioniert, in Genf wird die Chance immer greifbarer, erstmals seit dem Konkurs 2012 wieder in den Ballsaal des Schweizer Fussballs zurückkehren zu können. Und die aktuelle Ausgangsposition als Leader macht es für eher unerfahrene Akteure schwieriger, ihren Platz in den ersten Elf zu finden, selbst wenn Geiger verspricht, dass «die Zeit von Alexis noch kommen wird in diesem Frühjahr und er seine Spielminuten erhalten wird».

Wurzeln in Galizien

Antunes’ Familie kommt aus Galizien, Deportivo La Coruña ist der Herzensclub, der Vater hat für den spanischen Genfer Verein CD Cerceda Geneva gekickt, schon früh war der Fussball allgegenwärtig. «Mein Vater hat mir die Leidenschaft für den Fussball mit auf den Weg gegeben», sagt Alexis Antunes. In Champel begann er mit der eigenen Karriere, bei den kleinsten Junioren lief er noch als Stürmer auf, bei Etoile Carouge, wo er später hinwechselte, gab er die Nummer 6, nun bei Servette ist er noch um eine Reihe nach vorne gerückt und hat seinen wahren Platz gefunden. «Die Nummer 10, direkt hinter den Angreifern, das ist die Position, die mir liegt», so Antunes.

Auch wenn er zu Beginn des Fussballjahres 2019 schwierige Zeiten durchläuft, ist Antunes gewillt, «mich hier bei Servette durchzusetzen». Bis 2020 läuft sein Vertrag bei den Genfern, das Interesse einiger ausländischer Clubs hat ihn bislang nicht zu einem unüberlegten Schritt gebracht. «Ich möchte bei Servette so viel Erfahrung sammeln wie möglich und Erfolge feiern.» Aber er weiss natürlich auch, dass die Möglichkeiten, in Genf zu Spielpraxis auf vernünftiger Ebene zu kommen, ausserhalb des Challenge-League-Teams beschränkt sind.

Die zweite Mannschaft, die U-21, spielt lediglich auf dem Niveau der 2. Liga interregional, das ist für einen U-19-Nationalspieler natürlich nicht das, was er braucht, um in seiner Entwicklung fortzufahren. Auch Sportchef Lionel Pizzinat ist sich dieser Problematik bewusst. «Wir wissen, dass dies nicht ideal ist. Aber für uns gilt es nun zunächst, mindestens dieses Team sicherzustellen, ehe wir die erforderlichen Massnahmen ergreifen.»

Abschluss der Schule

Antunes wird in diesem Frühjahr seine Ausbildung an der «Ecole de Culture Général Henri Dunant» in Genf abschliessen. Dieses Modell ermöglichte ihm in den letzten Jahren, Trainings und Spiele im Rahmen eines sauber justierten Zeitplans optimal auf die schulische Ausbildung abzustimmen. Im Juni will er den Abschluss machen, um sich danach voll und ganz auf den Fussball konzentrieren zu können. Es wird eine entscheidende Phase auf seinem Weg sein.

Seine Ausbildungszeit neigt sich nun dem Ende entgegen, doch am Ende seiner fussballerischen Entwicklung ist er natürlich noch nicht. «Ich muss vor dem Tor noch effizienter werden», weiss er. Diese Qualitäten sind auch Ende März gefragt, wenn er mit dem Schweizer U-19-Nationalteam von Trainer Heinz Moser die Elite-Runde der EM-Qualifikation in Frankreich bestreiten wird. Dort trifft die Schweizer Auswahl auf den Gastgeber, Polen und Israel, nur der Gruppensieger landet schliesslich an der EM-Endrunde, die vom 14. bis 27. Juli in Armenien mit den besten acht Teams Europas auf dieser Altersstufe ausgetragen wird.

Hoffnung auf die Plattform

«Frankreich ist ein starker Gegner, und weil nur ein Team weiterkommt, dürfen wir uns keinen Ausrutscher erlauben », sagt Antunes. Zwei Teamkollegen im Nationalteam wurden ebenfalls in Genf ausgebildet, Captain Kastriot Imeri und der mittlerweile in der Academy von Manchester City aufgenommene Stürmer Lorenzo Gonzalez. Der aktuelle Jahrgang ist vielversprechend, auch Noah Okafor, jüngst Torschütze für den FC Basel 1893 im Spiel gegen Neuchâtel Xamax, und der Lausanner Dan Ndoye gehören zur Selektion. «Es wäre grossartig, die Endrunde zu erreichen. Es wäre eine Plattform, auf der wir über uns hinauswachsen können», sagt Antunes. Sein Clubtrainer Alain Geiger hofft, dass Antunes die Selektion schafft, auch wenn er zuletzt weniger auf das Talent setzte. «Das liegt an der Breite und Qualität des Kaders und nicht an den Fähigkeiten von Alexis», sagt Geiger. Das ist doch ein klares Bekenntnis zum nächsten Genfer Talent.

(Rotweiss/ld)